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13. Februar 2025

Psychische Gefährdungsbeurteilung

Was hat mentale Gesundheit mit Arbeitsschutz zu tun?

Die mentale Gesundheit der Mitarbeiter *innen belastet diese nicht nur privat, sondern hat auch einen direkten Einfluss auf das Betriebsklima und die Gesamteffizienz eines Unternehmens. Stress, Burnout oder andere psychische Erkrankungen können zu einer erhöhten Fehlzeitquote und einer höheren Fluktuation führen. Arbeitgeber *innen stehen in der Pflicht, nicht nur Sicherheitsmaßnahmen für physische Gefahren zu implementieren, sondern auch Strategien zur Unterstützung der mentalen Gesundheit zu entwickeln und psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren.
Die psychische Gefährdungsbeurteilung ist in Bezug auf die mentale Gesundheit ein wichtiges Instrument, das im letzten Jahrzehnt zunehmend in den Fokus von Arbeitgeber *innen und Arbeitsschutzbehörden gerückt ist. Richtig umgesetzt kann diese helfen, Risiken für die psychische Gesundheit der Beschäftigten zu identifizieren und Maßnahmen zur Minimierung dieser Risiken zu entwickeln.


Was sind psychische Belastungen?

Die Norm DIN EN ISO 10075-1 definiert psychische Belastungen als alle erkennbaren Einflüsse von außen, die auf den Menschen wirken und psychische Reaktionen auslösen. Dazu gehören Reaktionen wie Denken, Fühlen und die Wahrnehmung.
Einerseits können psychische Einflüsse anregend und förderlich für Lern- und Entwicklungsprozesse sein. Sie können Mitarbeiter *innen motivieren und sie dazu anregen, ihre Fähigkeiten zu erweitern sowie neue Kompetenzen zu erwerben. Dies ist besonders in dynamischen Arbeitsumgebungen von Vorteil, wo kreatives Denken und Innovationskraft gefragt sind. Andererseits können diese Belastungen aber auch zu Stress, Ermüdung oder einer verminderten Wachsamkeit führen. Die Auswirkungen hängen stark von der Art und Intensität der Belastungen sowie von deren Dauer ab. Zudem spielen individuelle Voraussetzungen der Mitarbeiter *innen, wie zum Beispiel persönliche Resilienz oder Vorkenntnisse, eine entscheidende Rolle dabei, wie psychische Belastungen wahrgenommen und verarbeitet werden.
Ein besseres Verständnis der Dynamik zwischen psychischen Belastungen und individueller Voraussetzung, ist von großer Bedeutung für Unternehmen, da es ihnen ermöglicht, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter *innen zu fördern. Durch die Schaffung eines unterstützenden Arbeitsumfelds können Organisationen nicht nur die Produktivität erhöhen, sondern auch die mentale Gesundheit und Zufriedenheit ihrer Beschäftigten langfristig sichern.
Faktoren, die die psychische Belastung beeinflussen


Die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst:

Arbeitsinhalt

Die Sinnhaftigkeit der Arbeit und die Gestaltungsspielräume spielen eine zentrale Rolle für die Motivation und das psychische Wohlbefinden. Mitarbeiter *innen, die ihre Aufgaben als sinnvoll empfinden, sind tendenziell zufriedener. Die Einbeziehung der Beschäftigten in Entscheidungsprozesse und regelmäßige Weiterbildungsangebote können das Gefühl der Wertschätzung fördern.

Arbeitsorganisation

Die Art der Arbeitsorganisation hat entscheidenden Einfluss auf die psychische Gesundheit. Eine ineffiziente Organisation kann zu Überlastung, Zeitdruck und Stress führen. Ungleiche Arbeitsverteilung und mangelhafte Strukturen können Mitarbeiter *innen überfordern. Unternehmen sollten klare Prozesse und Kommunikationsstrukturen etablieren, um die Arbeitsbelastungen effektiv zu steuern und Flexibilität zu ermöglichen.

Soziales Miteinander

Ein positives soziales Klima und ein respektvolles Miteinander sind essenziell für das psychische Wohlbefinden der Mitarbeiter *innen. Fehlende Unterstützung und Konflikte können die Belastung erhöhen. Regelmäßige Teambesprechungen, Feedbackgespräche und die Förderung von Teamarbeit sind Maßnahmen für eine unterstützende Unternehmenskultur. Ein offenes und wertschätzendes Miteinander von Kolleg *innen und Vorgesetzten wirkt sich positiv auf das psychische Wohlbefinden aus.

Gestaltung der Arbeitsumgebung

Die physische Gestaltung des Arbeitsplatzes wirkt sich direkt auf die psychische Gesundheit aus. Ergonomische Möbel und eine ansprechende Raumgestaltung tragen dazu bei, körperliche Beschwerden zu vermeiden und somit die Konzentration zu fördern. Unternehmen sollten ihre Arbeitsplätze so gestalten, dass Stressoren wie Lärm oder schlechte Beleuchtung so weit wie möglich reduziert werden.

Abbildung der Faktoren psychischer Belastungen am Arbeitsplatz - Arbeitsorganisation - Soziales Miteinander - Gestaltung der Arbeitsplatzumgebung - Arbeitsinhalte


Was müssen Arbeitgeber *innen tun?

So lässt sich das Maß der psychischen Belastung feststellen: Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung

Gesetzliche Grundlagen

In Deutschland ist die Durchführung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung in mehreren gesetzlichen Regelungen verankert.
Das Konzept der Gefährdungsbeurteilung (GBU) besteht seit dem Inkrafttreten des Arbeitsschutzgesetzes (ArbSchG) in Deutschland im Jahr 1996. Dieses Gesetz verpflichtet Arbeitgeber *innen, Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit ihrer Mitarbeiter *innen zu ermitteln und zu bewerten. Während zunächst nur physische Gefährdungen in der Gefährdungsbeurteilung beachtet wurden, wurde in den letzten Jahren zunehmend auch auf psychische Belastungen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit aufmerksam gemacht.
Die ursprüngliche Gefährdungsbeurteilung mit dem Schwerpunkt auf körperlichen Gefährdungen wurde mit den Jahren durch weitere Faktoren wie die psychische Gesundheit, Mutterschutz und biologische Gefährdungen erweitert.
Es gibt also nicht „die eine“ psychische Gefährdungsbeurteilung. Eine Gefährdungsbeurteilung richtet sich immer stark nach den jeweiligen Anforderungen eines Unternehmens. Sie verfolgt immer das gleiche Ziel: die Identifikation und Minimierung von Gefährdungen am Arbeitsplatz, sowohl körperlich als auch mental. Für jedes Unternehmen muss die Gefährdungsbeurteilung individuell anhand des Gefährdungspotenzials und der Mitabeiter *innenstruktur angepasst werden.
Seit 2013 sind Arbeitgeber *innen gemäß § 5 ArbSchG verpflichtet, Gefährdungsbeurteilungen durchzuführen, die auch psychische Belastungen berücksichtigen. Dies bedeutet, dass sie die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter *innen aktiv schützen und fördern müssen.
Seitdem sind zahlreiche Handlungsleitfäden entwickelt worden, um Unternehmen bei der Umsetzung zu unterstützen.


Handlungsleitfäden zur psychischen Gefährdungsbeurteilung

Handlungsanleitung zur psychischen Gefährdungsbeurteilung:
Dieser Leitfaden wurde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) entwickelt und bietet eine praxisnahe Vorgehensweise zur Durchführung einer psychischen Gefährdungsbeurteilung. Er umfasst Methoden zur Identifizierung von Belastungen, zur Erfassung des psychischen Befindens und zur Evaluation von Maßnahmen.

GDA-Leitfaden „Psychische Belastungen – Erfassung und Bewertung“:

Der Leitfaden der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) richtet sich an Unternehmen und bietet einen strukturierten Ansatz zur Erfassung, Bewertung und angemessenen Reaktion auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz.

Veröffentlichungen der Berufsgenossenschaften:
Die DGUV-Vorschrift 2 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) regelt die Evaluation der psychischen Gesundheit der Beschäftigten im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung. Verschiedene Berufsgenossenschaften haben spezifische Materialien zur psychischen Gefährdungsbeurteilung bereitgestellt, die sich auf einzelne Branchen konzentrieren und entsprechende Handlungsempfehlungen geben.
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) hält beispielsweise für Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitswesen Fragebögen, Auswertungstools und Informationen bereit.


Welche Aspekte untersucht die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung?

1. Identifikation von Stressoren
Zu Beginn ist es entscheidend, die Faktoren zu erkennen, die psychischen Stress verursachen können. Zu diesen Faktoren zählen hohe Arbeitsbelastungen, Zeitdruck, unklare Aufgabenverteilungen, fehlende Unterstützung von Kolleg *innen oder Vorgesetzten sowie zwischenmenschliche Konflikte. Ein transparentes Feedback-System kann hierbei als
wertvolles Hilfsmittel dienen.

2. Analyse der Arbeitsbedingungen
Eine umfassende Analyse der Arbeitsumgebung und -organisation ist unerlässlich. Dabei sollten sowohl physische als auch psychische Aspekte berücksichtigt werden. Flexible Arbeitsgestaltungen und eine ergonomische Ausstattung spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle und tragen zur Verbesserung des Wohlbefindens der Beschäftigten bei.

3. Einbeziehung der Mitarbeiter *innen
Es ist von großer Bedeutung, die Mitarbeiter *innen aktiv in den Beurteilungsprozess einzubeziehen. Ihre Erfahrungen und Meinungen liefern wertvolle Erkenntnisse über mögliche Gefahren und Bereiche, die verbessert werden sollten. Zudem stärkt dies das Gefühl der Wertschätzung und fördert die Zugehörigkeit zum Unternehmen.

4. Maßnahmen zur Verbesserung
Auf Basis der Erkenntnisse aus der Gefährdungsbeurteilung sollten konkrete Maßnahmen entwickelt werden, um den psychischen Belastungen entgegenzuwirken. Dies kann beispielsweise die Einführung von Schulungen zur Stressbewältigung, Teambuilding-Events oder die Förderung eines offenen Dialogs über psychische Gesundheit umfassen.

5. Fortlaufende Evaluation
Die psychische Gefährdungsbeurteilung ist kein einmaliges Projekt, sondern sollte regelmäßig wiederholt und evaluiert werden. Diese kontinuierliche Anpassung und Optimierung der Maßnahmen stellt sicher, dass die Bedürfnisse der Mitarbeiter *innen stets berücksichtigt werden.
Was sollten Arbeitgeber *innen tun?
Weitere Strategien, um psychische Belastungen in Ihrem Unternehmen zu erfassen.

Abbildung - Prozess der Psychischen Gefährdungsbeurteilung (GBU): - Identifikation von Stressfaktoren - Analyse der Arbeitsbedingungen - Einbeziehung der Mitarbeiter - Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen - Fortlaufende Evaluation des Status Quo


Um psychische Belastungen zu erkennen und angemessen darauf zu reagieren, können folgende Ansätze hilfreich sein:

Ehrliche Kommunikation: Eine Kultur, die offene Gespräche über psychische Gesundheit fördert, ist entscheidend. Mitarbeiter *innen sollten motiviert werden, über ihre Gefühle zu sprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen. Das kann zum Beispiel mithilfe des Work-Ability-Index (WAI) des Finnischen Instituts für Arbeitsmedizin (FIOH) umgesetzt werden.
Anonymisierte Umfragen: Regelmäßige anonymisierte Umfragen können wertvolle Einblicke in das psychische Wohlbefinden der Beschäftigten liefern. Diese Informationen unterstützen gezielte Maßnahmen. Als geeignet haben sich in der Praxis zum Beispiel die 5 Leitfragen des WHO-5-Wellbeing-Index erwiesen.
Schulungen und Workshops: Sensibilisierungsmaßnahmen für Führungskräfte und Mitarbeiter *innen können das Bewusstsein für psychische Belastungen schärfen.
Feedback-Kanäle: Die Einrichtung sicherer Kommunikationskanäle ermöglicht Beschäftigten, ihre Bedenken zu äußern.
Integration in die Leistungsbeurteilung: Der Work-Ability-Index (WAI) kann helfen, die psychische Gesundheit in Mitarbeitergespräche einzubeziehen und so einen ganzheitlichen Ansatz zur Entwicklung der Mitarbeiter *innen zu schaffen.
Externe Stellen bieten spezielle Programme, wie z. B. ein Employee Assistance Program (EAP). Diese Programme sind darauf ausgelegt, Mitarbeiter *innen in schwierigen Situationen beizustehen und ihnen hilfreiche Ressourcen an die Hand zu geben. EAPs bieten nicht nur Beratung bei akuten Problemen, sondern können auch Infomaterial und Workshops anbieten und so auch einen präventiven Ansatz liefern.



Fazit

Der Verknüpfung zwischen mentaler Gesundheit und Arbeitsschutz sollte im Unternehmensmanagement große Beachtung geschenkt werden. Eine fundierte Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ist der erste Schritt, um die mentalen Herausforderungen am Arbeitsplatz zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Arbeitgeber *innen sind verpflichtet, nicht nur physische Sicherheit zu gewährleisten, sondern auch ein gesundes psychisches Arbeitsumfeld zu schaffen. Indem Unternehmen psychosoziale Risiken systematisch identifizieren und geeignete Maßnahmen ergreifen, tragen sie nicht nur zum Schutz der psychischen Gesundheit ihrer Beschäftigten bei, sondern schaffen auch eine positive Unternehmenskultur, die langfristig die Produktivität und Mitarbeiterzufriedenheit steigert. Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung kann der Arbeitsort zu einem Raum werden, in dem Mitarbeiter *innen ihr volles Potential entfalten können – zum Wohl der Beschäftigten und des Unternehmens.

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