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Frau mit Laptop und zwei Getränken
20. Februar 2025

Sucht am Arbeitsplatz

Suchterkrankungen und wie Sie damit umgehen können

Suchterkrankungen sind ein ernstzunehmendes und weit verbreitetes Problem – auch am Arbeitsplatz. Sie betreffen nicht nur die Betroffenen selbst, sondern können neben Familie und Freunden ebenso das gesamte Arbeitsumfeld belasten. Studien zeigen, dass 5 bis 10 % aller Beschäftigten von Suchtproblemen betroffen sind (BZgA, DHS). Ob stofflich gebundene Süchte wie Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit oder nicht-stoffliche Süchte wie Arbeitssucht und Glücksspielsucht – die Auswirkungen sind vielfältig und reichen von gesundheitlichen Schäden bis zu erhöhten Unfallrisiken. So sind die Unfallzahlen bei Arbeitsunfällen 10-30 % höher.
Eine offene Auseinandersetzung mit dem Thema ist essenziell, um Stigmatisierung abzubauen und frühzeitige Unterstützung zu ermöglichen. Denn Suchterkrankungen sind keine Charakterschwäche, sondern eine behandelbare Krankheit. Unternehmen und ihre Mitarbeiter *innen können einen wichtigen Beitrag leisten, um Betroffenen den Zugang zu Hilfsangeboten zu erleichtern und eine gesunde Arbeitskultur zu fördern.



Formen der Sucht

Sucht kann sich auf unterschiedliche Weise äußern, dabei wird zwischen stoffgebundenen und nicht stoffgebundenen Süchten unterschieden.
Stofflich gebundene Süchte:
Alkohol- und Drogensucht: Der Konsum von Alkohol oder illegalen Substanzen ist nicht nur im Privatleben problematisch, sondern kann auch die Arbeitsleistung und vor allem die Sicherheit am Arbeitsplatz erheblich beeinträchtigen. Dies gefährdet nicht nur die Person selbst, sondern kann auch zur Gefährdung Dritter führen.
Medikamentenmissbrauch: Die unsachgemäße Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten, sei es zur Leistungssteigerung oder Stressbewältigung, birgt hohe gesundheitliche Risiken.
Nikotinsucht: Obwohl gesellschaftlich oft weniger kritisch betrachtet, kann die Abhängigkeit von Nikotin durch häufige Pausen und gesundheitliche Langzeitfolgen ebenfalls eine Belastung darstellen.
Daneben gibt es nicht stoffgebundene Süchte, die ebenso schwerwiegende Auswirkungen haben können:
Glücksspielsucht: Diese zeigt sich häufig in einem exzessiven Drang zu wetten oder zu spielen, oft verbunden mit finanziellen Problemen, die oft auch das Arbeitsumfeld mit belasten.
Arbeitssucht: Eine übermäßige Fixierung auf die Arbeit mag zunächst positiv erscheinen, führt jedoch häufig zu Überlastung, Vernachlässigung anderer Lebensbereiche und langfristiger Erschöpfung.
Kaufsucht: Der unkontrollierte Drang, Dinge zu erwerben, kann sowohl die finanzielle Situation als auch die Konzentration bei der Arbeit beeinträchtigen.
Gemeinsamkeiten und Auswirkungen
Unabhängig davon, welche Art von Sucht vorliegt, haben sie alle etwas gemeinsam: Sie belasten nicht nur die betroffene Person, sondern wirken sich auch auf das gesamte Leben inklusive der Arbeit aus. Fehlzeiten, reduzierte Leistungsfähigkeit und ein gestörtes Betriebsklima sind mögliche Folgen. Für Kolleg *innen und Führungskräfte bedeutet dies zusätzliche Herausforderungen, da sie oft miterleben, wie sich die Suchtproblematik auf den Arbeitsalltag auswirkt.
Daher ist es wichtig, ein Bewusstsein für die verschiedenen Formen von Sucht zu schaffen und deren Auswirkungen zu verstehen, um rechtzeitig handeln zu können.


Sucht als Erkrankung verstehen

Es ist wichtig, Suchterkrankungen als das zu betrachten, was sie sind: eine ernsthafte Krankheit. Die Annahme, dass es sich lediglich um eine Charakterschwäche handelt, verhindert häufig eine rechtzeitige und wirksame Unterstützung. Suchterkrankungen erfordern professionelle Hilfe – allein mit Willenskraft können sie selten überwunden werden.
Ein zentraler Schritt zur Prävention und Unterstützung ist das Schaffen von Bewusstsein. Schulungen und Informationsangebote helfen dabei, typische Anzeichen einer Suchterkrankung frühzeitig zu erkennen und die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Betroffene profitieren von einem frühzeitigen Zugang zu Hilfsangeboten wie Beratung, Therapie oder Rehabilitation. Unternehmen, die eine offene Haltung zu diesem Thema fördern, leisten einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz.
Hier können oft auch unterstützende Programme in Form von externen Beratungsstellen oder einem sogenannten Employee Assistance Program (EAP) helfen, die Akzeptanz zu erhöhen, Transparenz zu fördern, zu informieren und aufzuklären und vor allem auch eine erste Anlaufstelle zu bieten.


Wie erkenne ich eine Sucht bei mir selbst?

Sich selbst einzugestehen, dass man möglicherweise ein Suchtproblem hat, ist oft der schwierigste Schritt. Viele Betroffene verharmlosen ihre Situation oder rechtfertigen ihr Verhalten mit äußeren Umständen wie Stress, persönlichen Krisen oder beruflichen Herausforderungen. Doch es gibt klare Warnsignale, die auf eine beginnende oder bestehende Abhängigkeit hinweisen können.
Mögliche Anzeichen einer Sucht

• Kontrollverlust: Sie stellen fest, dass Sie Ihren Konsum oder Ihr Verhalten nicht mehr wie geplant steuern können. Beispielsweise nehmen Sie sich vor, nur ein Glas Alkohol zu trinken, es bleibt jedoch selten dabei.

• Steigender Konsum: Sie benötigen immer mehr von einer Substanz oder einer bestimmten Tätigkeit, um die gleiche Wirkung zu erzielen oder sich gut zu fühlen.

• Vernachlässigung von Pflichten: Sie bemerken, dass wichtige Aufgaben im Beruf oder Alltag leiden, weil Sie Ihrem Konsum oder Verhalten Priorität einräumen.

• Gedankliche Fixierung: Sie denken häufig daran, wann Sie das nächste Mal konsumieren oder einer bestimmten Tätigkeit nachgehen können. Dies kann sogar zu Schlafproblemen führen.

• Verheimlichen oder Verleugnen: Sie verschweigen Ihr Verhalten vor anderen oder rechtfertigen es, wenn Sie darauf angesprochen werden.

• Negative Konsequenzen: Trotz gesundheitlicher, sozialer oder finanzieller Probleme fällt es Ihnen schwer, Ihr Verhalten zu ändern.



Was können Sie tun?

Wenn Sie sich in diesen Anzeichen wiedererkennen, ist es wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich Hilfe zu suchen. Suchtprobleme können sich verschärfen, wenn sie ignoriert werden. Sie sind jedoch behandelbar, und der erste Schritt zur Besserung ist die Einsicht.
Ein Gespräch mit einer Vertrauensperson, wie einem Freund, einer Kollegin oder einer Fachkraft, kann bereits entlastend wirken. Ebenso gibt es zahlreiche (anonyme) Beratungsstellen und Online-Angebote, die Ihnen weiterhelfen können. Denken Sie daran: Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein mutiger und wichtiger Schritt.
Wir haben für sie einen Auszug aus einer unserer EAP-Kampagnen zum Thema Sucht. Hier finden Sie auch den Cage-Test abgebildet, welcher bei einem frühzeitigen Erkennen helfen kann.


Herausforderungen und Auswirkungen von Sucht am Arbeitsplatz

Sucht am Arbeitsplatz stellt Betroffene und deren Umfeld vor große Herausforderungen. Für die Betroffenen sind die Risiken vielfältig: Gesundheitliche Probleme, finanzielle Schwierigkeiten und nicht selten als letztes der Verlust des Arbeitsplatzes zählen zu den möglichen Folgen. Im Arbeitsumfeld zählen häufige Fehlzeiten, ein spürbarer Leistungsabfall oder unsachgemäße Handhabung von Maschinen unter Einfluss von Suchtmitteln zu den Auswirkungen.
Besonders alarmierend ist der Zusammenhang zwischen Sucht und Arbeitsunfällen. Studien zeigen, dass in 10 bis 30 % der Fälle Alkoholkonsum eine entscheidende Rolle spielt (BGHM). Damit wird deutlich, dass Suchtprobleme nicht nur die betroffene Person selbst betreffen, sondern auch Kolleg*innen, Führungskräfte und die gesamte Unternehmenskultur beeinflussen.


Anzeichen von Sucht am Arbeitsplatz erkennen

Suchterkrankungen zu erkennen, ist oft schwierig. Die Anzeichen sind nicht immer eindeutig und äußern sich meist durch eine Kombination verschiedener Symptome. Diese lassen sich grob in drei Kategorien einteilen: Veränderungen des Arbeits-, Sozial- und Gesundheitsverhaltens.

• Arbeitsverhalten: Häufiges Fehlen, Versäumen von Terminen oder unerklärliche Abwesenheit können erste Hinweise sein. Auch ein plötzlicher Leistungsabfall oder übermäßiger Arbeitseifer mit anschließendem Burnout-ähnlichem Verhalten sind typisch.

• Sozialverhalten: Betroffene ziehen sich häufig zurück oder reagieren überempfindlich auf Kritik. Gleichzeitig können sie sich durch verstärkte soziale Aktivität auffällig verhalten. Finanzielle Probleme, die sich durch Bitten um Gehaltsvorschüsse äußern, sind ein weiteres Indiz.

• Gesundheitsverhalten: Auffälligkeiten wie häufige Kurzerkrankungen, eine vernachlässigte oder übertriebene Pflege des äußeren Erscheinungsbilds, starke Müdigkeit, glasige Augen oder gar eine Alkoholfahne können auf eine Suchterkrankung hinweisen.

Es ist wichtig, solche Anzeichen ernst zu nehmen. Frühzeitige Interventionen können verhindern, dass die Erkrankung fortschreitet und zu noch gravierenderen Folgen führt.



Was können Sie als Führungskraft tun?

Addressieren Sie das Problem richtig. Ihr Ziel sollte es nicht nur sein, Unterstützung anzubieten, sondern sie sollten dies auch direkt verständlich im Gespräch rüberbringen, ohne Druck auszuüben. Wichtig ist hier eine offene Kommunikation, die vor allem auch verdeutlicht, welche Auswirkungen es in Bezug auf den Arbeitsplatz gibt.
Konfrontieren Sie die betroffene Person mit Fakten und fordern Sie so, dass sie sich mit ihrer eigenen Situation und ihrem Verhalten auseinandersetzen muss.
Ein paar Tipps, wie so ein Gespräch ablaufen kann:

Stellen Sie klar, wieso Sie dieses Gespräch führen und, dass Sie Unterstützung anbieten wollen.
Beschreiben Sie das beobachtete Verhalten (ohne eine Diagnose zu stellen!).
Legen Sie die Auswirkungen und Konsequenzen auf Arbeit & Team dar.



Lassen Sie sich und Ihrem Gegenüber Zeit, hören Sie aktiv zu und zeigen Sie vor allem Verständnis! Es sollte keine „Diagnose“ und kein Verdacht von Ihnen geäußert werden. Sie können aber im Gespräch definieren, welche Erwartungen Sie an die betroffene Person stellen, und konkrete Ziele setzen.
Wenn Sie ein Ziel setzen, sollten Sie direkt klar kommunizieren, welche arbeitsrechtlichen Auswirkungen oder Konsequenzen die Nichterreichung mit sich zieht.
Zeigen Sie die Möglichkeit von Unterstützungsmöglichkeiten auf, wie die Beratung durch einen Betriebsarzt oder eine Betriebsärztin, mögliche Suchtberatungsstellen, eine externe Beratungsstelle oder andere professionelle Unterstützung.
Machen Sie sich immer bewusst, dass Sie ihre Hilfe zwar anbieten können, aber die betroffene Person immer noch selbst die Verantwortung für sich trägt. Erkennen Sie hier Ihre eigenen Grenzen an und greifen auch Sie gegebenenfalls vorher auf professionelle Unterstützung zur Gesprächsführung zurück.
Unterstützung und Beratung zu solchen Gesprächen erhalten Sie auch von uns!
Unsere EAP-Experten bieten im Rahmen unseres Employee Assistance Program (EAP) eine erste Anlaufstelle. Das kann helfen, Mitarbeiter *innen eine erste niedrigschwellige und anonyme Anlaufstelle zu bieten, Informationsmaterial bereitzustellen und die Sensibilisierung für das Thema zu fördern. Angebote und weitere Informationen finden Sie auf unserer Website als Teil der Module unserer Betrieblichen Gesundheitsförderung.

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