Glossar
Akkordarbeit
Akkordarbeit
In Kürze
Akkordarbeit stellt eine besondere Form der Erwerbstätigkeit dar, bei der Mitarbeiter *innen nicht nach Arbeitsstunden, sondern nach der geleisteten Arbeitsmenge vergütet werden. Diese Vergütung orientiert sich in der Regel an der Anzahl der produzierten Stücke, kann aber auch nach Gewicht, Länge oder Volumen des hergestellten Produkts bemessen werden. Die Beschäftigten erhalten dabei als Arbeitsentgelt den sogenannten Akkordlohn.
Zeitakkord oder Geldakkord - Worauf ist zu achten?
Es gibt zwei Hauptformen von Akkordarbeit: Zeitakkord und Geldakkord. Beim Zeitakkord erhält der Arbeitnehmer *in ein Grundgehalt, das unabhängig von seiner Leistung gezahlt wird. Zusätzlich erhält er einen Akkordzuschlag, basierend auf seiner individuellen Leistung. Beim Geldakkord wird dagegen auf ein Grundgehalt verzichtet. Die Entlohnung erfolgt ausschließlich auf Basis der erarbeiteten Menge des Produktes. Das bedeutet, je mehr der Beschäftigte produziert, desto höher ist sein Gehalt. Heutzutage ist der Zeitakkord die gängige Form, während der Geldakkord seltener angewendet wird. Des Weiteren kann zwischen Einzelakkord und Gruppenakkord unterschieden werden. Beim Einzelakkord wird die Leistung eines einzelnen Arbeitnehmenden betrachtet, während beim Gruppenakkord die Leistung der gesamten Gruppe für die Lohnberechnung herangezogen wird. In der Automobilindustrie werden beispielsweise oft alle Teammitglieder nach der Anzahl der fertiggestellten Autos vergütet.
Akkordarbeit und die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes
Wie bei anderen Arbeitsformen müssen auch bei der Akkordarbeit die Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes eingehalten werden. Gemäß diesem Gesetz darf die tägliche Höchstarbeitszeit acht Stunden nicht überschreiten, kann jedoch in Ausnahmefällen auf maximal zehn Stunden verlängert werden. Nach einem Arbeitstag steht dem Akkordarbeiter eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens elf Stunden zu, die eingehalten werden müssen. Zudem dürfen Beschäftigte auch bei der Akkordarbeit nicht länger als sechs Stunden ohne Pause arbeiten. Für Arbeitszeiten zwischen sechs und neun Stunden steht eine Pause von 30 Minuten zu, während bei Arbeitszeiten von mehr als neun Stunden eine Pause von 45 Minuten gewährt werden muss. Da Akkordarbeit sowohl körperlich durch das hohe Arbeitstempo als auch psychisch durch den Druck, hohe Leistung zu erbringen, besonders belastend ist, ist es nicht für alle Beschäftigten geeignet und kann daher nicht von allen geleistet werden. Der Gesetzgeber hat hier Verbote für bestimmte Personengruppen erlassen:
- Gemäß dem Mutterschutzgesetz ist es untersagt, schwangere und stillende Frauen in dieser Form der Arbeit zu beschäftigen, da die Belastungen ernsthafte gesundheitliche Probleme sowohl für die Mutter als auch für das Kind verursachen können. In Ausnahmefällen kann die Aufsichtsbehörde jedoch Genehmigungen erteilen, sofern die Gesundheit der Frau und ihres Kindes nicht gefährdet ist.
- Jugendlichen unter 18 Jahren sind die Akkordarbeit sowie die Beschäftigung in Akkordgruppen Erwachsener untersagt. In besonderen Fällen können sie jedoch in Akkordgruppen arbeiten, vorausgesetzt, sie arbeiten nicht selbst im Akkord und die Arbeit steht unter Aufsicht. Diese Ausnahme gilt nur, wenn die Tätigkeit für die Ausbildung des Jugendlichen erforderlich ist.
- Des Weiteren ist es auch für Fahrpersonal wie Busfahrer oder Lokführer nicht gestattet, in Akkord zu arbeiten. Dies liegt daran, dass dies in vielen Fällen dazu führen könnte, dass die Beschäftigten zu schnell fahren oder die Straßenverkehrsordnung anderweitig missachten, was die Verkehrssicherheit gefährdet.
Vorteile und Nachteile Akkordarbeit - Was ist für Arbeitgeber *innen und Arbeitnehmer *innen wichtig?
Von Arbeitgebern wird Akkordarbeit oft als vorteilhaft angesehen, da sie die Mitarbeiter *innen motivieren kann, im Vergleich zur Entlohnung nach Zeit. Doch dieses Entlohnungsmodell bietet auch Vorteile für die Beschäftigten. Bei überdurchschnittlicher Leistung haben sie die Möglichkeit, deutlich mehr Geld zu verdienen und werden fairer entsprechend ihrer tatsächlich erbrachten Arbeitsleistung vergütet. Allerdings geht eine leistungsorientierte Bezahlung oft mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen des Skelett-Muskulatur-Systems und psychische Erkrankungen einher. Mitarbeiter *innen, die nach Akkord arbeiten, sind auch häufiger im Krankenstand vertreten. Dieser erhöht sich im Durchschnitt um 53 Prozent. Darüber hinaus kann die Produktqualität leiden, da Beschäftigte möglicherweise eher auf Quantität als auf Qualität achten.
So unterstützen wir Sie!
Unsere Arbeitsmediziner *innen und Fachkräfte für Arbeitssicherheit / Sifa unterstützen Sie bei der gesundheitsförderlichen Gestaltung von Akkordarbeitsplätzen und beraten Sie zu den gesetzlichen Anforderungen. Wir beurteilen die physischen und psychischen Belastungsfaktoren, resultierend aus der Akkordarbeit, und geben umfangreiche Informationen und Unterstützung zur Minimierung dieser Faktoren an die Hand. Selbstverständlich beantworten wir ebenfalls sämtliche Fragen rund um das Thema Arbeitszeitgesetz und unterstützen Sie bei einer rechtskonformen Umsetzung an Ihren Akkordarbeitsplätzen. Über Unsere Leistungen erhalten Sie einen Einblick in unsere Angebote zu dem Thema Arbeitssicherheit.